Kommentierung der Ausführungen von Marx

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„Bekanntlich teilt sich bei den Physiokraten die Gesellschaft in drei Klassen: 1. Die produktive, d.h. die wirklich im Ackerbau tätige Klasse, Pächter und Landarbeiter; sie heißen produktiv, weil ihre Arbeit einen Überschuß läßt – die Rente. 2. Die Klasse, welche sich diesen Überschuß aneignet, umfassend die Grundbesitzer und die von ihnen abhängige Gefolgschaft, den Fürsten und überhaupt die vom Staat gezahlten Beamten und endlich auch die Kirche in ihrer besonderen Eigenschaft als Aneignerin des Zehnten. Der Kürze halber bezeichnen wir diese Klasse als »Parasiten«. 3. Die gewerbetreibende oder sterile (unfruchtbare) Klasse, steril, weil sie nach physiokratischer Ansicht den ihr von der produktiven Klasse gelieferten Rohstoffen nur soviel Wert zusetzt, als sie an den ihr von derselben Klasse gelieferten Lebensmitteln verzehrt.“ KM:Anti-Dühring,S.230

Es ist überhaupt nicht zu begreifen, warum die Handwerker und Gewerbetreibenden ´unfruchtbar´ sein soll. Jeder Handwerker bearbeitet den Rohstoff und setzt ihm bei der Weiterverarbeitung Produtwert hinzu. Jeder Lager- und Transportarbeiter fügt dem fertigen oder halbfertigen Produkt Produktwert hinzu, wenn er es von Ort A nach Ort B transportiert oder in die Lagerhalle bringt und stapelt. Handwerker, Gewerbetreibende und Händler sind somit zur produktiven Klasse zu rechnen.

„Das Tableau Quesnays soll nun veranschaulichen, wie das jährliche Gesamtprodukt eines Landes (in der Tat Frankreichs) zwischen diesen drei Klassen zirkuliert und der jährlichen Reproduktion dient.“ KM:Anti-Dühring,S.230

„In der unteren ´Analyse´ des Tableau figurieren die verschiedenen Produktarten als ´Naturalgegenstände´ und oben als ihre Geldwerte. Quesnay hat später die Naturalgegenstände neben ihre Geldwerte eintragen lassen.“ KM:Anti-Dühring,S.229

Leider habe ich bisher keine Abbildung gefunden, in der der Tausch der Naturalgegenstände abgebildet ist, weshalb ich selber eine dbzgl Abbildung angefertigt habe:

Der elementarste Vorgang ist ein einzelner Tauschvorgang zwischen zwei Personen (siehe Austausch). Aufgrund der Beschränkungen eines Blatt Papiers, einer Buchseite oder eines Computerbildschirms auf 2 Dimensionen kann man in der einen Richtung halt nur die Personen A bis N auftragen, in der anderen Richtung z.B. die Zeitachse. In die Felder der Matrix sind die Naturalgegenstände eintragen, hier halt die getauschten Produkte.

Als Physiokrat hat sich Quesnay in seiner Darstellung auf die Geldströme zwischen den Klassen konzentriert, wobei die Aufteilung und Richtungen der Geldströme nicht unmittelbar aus seiner oben gezeigten Abbildung hervor geht. Dies versuche ich in meinen Kommentierungen der Marx´schen Aussagen nachzuholen. An dieser Stelle möchte ich aber schon mal vorwegnehmen, daß Quesnay nur Zahlen aufführt, eine Unsitte, die leider viel zu oft kommt. Eine Zahl ohne Einheit hat überhaupt keine Bedeutung. Erst durch die Einholung von weiteren Zusatzinformationen erfahren wir, daß es sich in um Livres handeln soll. Livres ist aber eigentlich eine Gewichtseinheit (siehe gleichnamigen Artikel im Lexoekon). Quesnay wird aber kaum ein Gewicht von 2,445 Millionen Tonnen meinen, wenn er von der Gesamtproduktion in Höhe von 5 Milliarden spricht. Livre wurde aber auch im Sinne einer Geldmenge verwendet und wäre damit eine Mengeneinheit. Mengen sind aber etwas völlig anderes als Größen (siehe MEGW-Konzept in KonsIkon). Es ist also völlig unklar, was mit Livre gemeint ist. Zum anderen möchte ich anmerken, daß sich damals wie heute die herrschende Schicht das alleinige Recht zur Herstellung des Geldes angeeignet hat, d.h. die ´produktive Klasse´ kann nur durch den Verkauf der von ihr hergestellten Produkte an die herrschende Schicht in den Besitz des Geldes kommen: W ⇔ G. Sollte mit den ´2 Milliarden Livres´ der Wert der Anlagen und Betriebsmittel gemeint sein, dann verstößt die Gleichsetzung von Geldmenge und Größe dem naturwissenschaftlichen Prinzip der kategorischen Trennung von Mengen, Eigenschaften und Größen – und ist damit falsch!

„Die erste Voraussetzung des Tableau ist, daß das Pachtsystem und mit ihm die große Agrikultur im Sinn von Quesnays Zeit allgemein eingeführt ist, wobei ihm als Vorbild die Normandie, Picardie, Ile-de-France und einige andre französische Provinzen gelten. Der Pächter erscheint daher als der wirkliche Leiter der Agrikultur, repräsentiert im Tableau die ganze produktive (ackerbautreibende) Klasse und zahlt dem schmarotzenden Grundeigentümer eine Rente in Geld. Der Gesamtheit der Pächter wird ein Anlagekapital oder Inventarium von zehn Milliarden Livres zugeschrieben, wovon ein Fünftel oder zwei Milliarden jährlich zu ersetzendes Betriebskapital, ein Anschlag, wofür wieder die bestbebauten Pachtungen der erwähnten Provinzen maßgebend waren.“ KM:Anti-Dühring,S.230

Marx geht überhaupt nicht auf die Herkunft des Geldes ein. Aufgrund der rechtlichen Lage (alleinige Herstellung des Geldes durch die herrschende Schicht, Münzrecht, etc. pp.) kann die produktive Klasse nur über den Verkauf ihrer Produkte an die herrschende Schicht in den Besitz des Geldes gekommen sein! Der Wert des Anlagekapitals und der Inventarien (Bauernhof samt Dreschflegel) kann nicht in einer Geldmenge ausgedrückt werden, weil der Anlagewert eine Größe und Geld eine reale Menge ist. Mengen und Größen sind verschiedene Kategorien und per se nicht miteinander vergleichbar und damit auch nicht das Gleiche! Der Wert der Anlagen und Inventarien kann als Produktwert angegeben werden, dies ist aber eine Größe mit Zeiteinheit! Selbstverständlich müssen gewisse Produktionsmittel jedes Jahr ersetzt werden, entweder weil der Dreschflegel kaputt gegangen ist oder das Saatgut alle ist. Zur Reproduktion (Wiederherstellung) dieses ´Betriebskapitals´ ist wiederum ausschließlich menschliche Arbeitszeit erforderlich. 2 Milliarden Livres sind hier eine Geldmenge und können deshalb nicht das Gleiche sein, wie der Wert des zu ersetzenden Betriebskapitals!

„Fernere Voraussetzungen sind: 1. Daß konstante Preise und einfache Reproduktion statthaben, der Einfachheit halber; 2. daß alle Zirkulation, die bloß innerhalb einer einzelnen Klasse stattfindet, ausgeschlossen bleibt und bloß die Zirkulation zwischen Klasse und Klasse berücksichtigt wird; 3. daß alle Käufe resp. Verkäufe, die von Klasse zu Klasse im Laufe des Betriebsjahrs stattfinden, in eine einzige Gesamtsumme zusammengefaßt sind. Endlich erinnre man sich, daß zu Quesnays Zeit in Frankreich, wie mehr oder minder in ganz Europa, die eigne Hausindustrie der Bauernfamilie den weitaus beträchtlichsten Teil ihrer nicht zur Klasse der Nahrungsmittel gehörenden Bedürfnisse lieferte, und daher als selbstverständliches Zubehör des Ackerbaus hier vorausgesetzt wird.“ KM:Anti-Dühring,S.230+231

„Der Ausgangspunkt des Tableau ist die Gesamternte, das deswegen auch gleich obenan darin figurierende Bruttoprodukt der jährlichen Bodenerzeugnisse oder die »totale Reproduktion« des Landes, hier Frankreichs. Die Wertgröße dieses Bruttoprodukts wird geschätzt nach den Durchschnittspreisen der Bodenerzeugnisse bei den handeltreibenden Nationen.“ KM:Anti-Dühring,S.231

Die ´Gesamternte ´ ist eine reale Menge, welche aus aus verschiedenen Teilmengen besteht: x t Weizen, y t Roggen und z t Hafer; x Gänsen, y Schweinen und z Rindern; x Eier, y Tomaten und z t Kartoffeln; x t Äpfel, y t Birnen und z t Pfirsischen, x Liter Milch, y l Bier und z l Wein; x t Rüben, z tausend Kohlköpfen, … etc. pp. Der Wert der Gesamternte kann keine Summe der Durchschnittspreise sein, weil der Wert eine Größe und der Preis eine reale Menge ist (siehe Preis-Definition in Konsikon). Mengen und Größen sind inkomparabel und können damit nicht das Gleiche sein! Marx meint mit ´Wertgröße des Bruttoproduktes´ am ehesten dessen Produktwert. Dieser wird aber in Stunden angegeben, weil er als Summe der zur Herstellung benötigten Arbeitszeit definiert ist. Außerdem setzt die Schätzung nach Durchschnittspreisen voraus, daß die gesamte Ernte verkauft wurde. Der Verkauf ist ein Tausch Gesamternte gegen Geld, also W ⇔ G.

„Es beträgt fünf Milliarden Livres, eine Summe, die nach den damals möglichen statistischen Veranschlagungen den Geldwert des landwirtschaftlichen Bruttoprodukts von Frankreich ungefähr ausdrückt.“ KM:Anti-Dühring,S.231

Hier wird Livres als Größeneinheit verwendet, weil der Geldwert eine Größe ist. Geldmenge und Geldwert sind aber nicht das Gleiche, weil reale Mengen und Größen völlig verschiedene Kategorien sind. Außerdem ist der Geldwert etwas anderes als der Warenwert (siehe konsIkon). Mit ´Wertgröße des Bruttoproduktes´ könnte Marx am ehesten den Produktwert der Gesamternte meinen. Diese Größe hat aber eine Zeiteinheit als Größeneinheit! Da Marx aber vom Geldwert spricht, müssen wir annehmen, daß die gesamte Ernte verkauft wurde. Der Produktwert eines Livres (hier als Geldmenge, da man nur Menge gegen Menge tauschen kann) wäre dann der Tauschwert der Waren (τW := pG. Den Produktwert eines Livres, also die zu seiner Herstellung erforderliche Arbeitszeit, muß uns die Klasse der Parasiten und Schmarotzer liefern, weil nur diese den Livre schöpfen dürfen. Da der Livre auch damals schon nur eine sogenannte Rechnungseinheit war die in irgendwelchen Büchern stand, oder es sich um einen Papierschein handelte auf dem 1000 Livre stand, können wir davon ausgehen, daß der Produktwert eines Livres gegen Null gegangen ist (siehe Produktwert der heutigen Euroscheine).

„Dies, und nichts anders, ist der Grund, warum Quesnay im Tableau »mit einigen Milliarden operiert«, nämlich mit fünf, und nicht mit fünf Livres tournois.“ KM:Anti-Dühring,S.231

Quesnay hat genauso wie Marx und alle anderen Ökonomen nicht zwischen Warenwert, Geldmenge und Geldwert unterschieden und alles munter durcheinander geworfen. Weil er keine Ahnung über den Unterschied zwischen Mengen, Eigenschaften, Größen, Werten und Zahlen hat, operiert er »mit einigen Milliarden«. Mit ´Livre tournoise´ meint Marx hier eine Münze mit dem Namen Gros tournoise, welche auch als Lis d´argent bezeichnet wurde. 1 Gros tournoise sollte den Wert von 1 Livre haben. 1 Livre war aber eine Gewichtseinheit, die zur Zeit Quesnays 489 g entsprach. Jedem ist klar, daß 1 Gros tournoise nicht aus 489 g Silber bestand, sie wog vielleicht nur 13,2 g. Es bleibt dabei, die Ökonomen haben keine Ahnung von realen Mengen, Eigenschaften, Größen, Werten und Zahlen. Der Produktwert von 5 Mrd Papierlivre geht genauso gegen Null Stunden, wie der Produktwert von 1 Buchgeldlivre. (Querverweise: Gros tournoise, Lis d´argent, Livre)

„Das ganze Bruttoprodukt, zum Wert von fünf Milliarden, befindet also in der Hand der produktiven Klasse, … “

Als erstes: für die Herstellung des Bruttoproduktes (also der Gesamternte) haben die Bauern und Landarbeiter ihre Arbeitskraft verausgabt. Das Gesamtprodukt ihrer Arbeit befindet sich zunächst also in der Hand der produktiven Klasse, ist also deren Eigentum. Die Summe der zur Herstellung erforderlichen Arbeitszeit ergibt den Produktwert der Gesamternte. Wie viel Arbeitszeit in der Gesamternte steckt wissen wir nicht, weil diese nie von einem statistisches Amt erhoben wurde. Welche Größe Marx mit ´Wert´ meint, wissen wir ebenfalls nicht. Aus dem Kontext können wir nur vermuten, daß er den Produktwert gemeint hat. ´5 Mrd´ ist wiederum eine Zahl ohne Einheit. Zahlen ohne Einheit haben überhaupt keine Bedeutung! Wahrscheinlich meint Marx die Einheit ´Livre´. Livre wurde sowohl als Mengeneinheit (Geldmenge) als auch als Größeneinheit (Gewicht) verwendet. Mengeneinheit und Größeneinheit sind aber völlig verschiedene Kategorien und können nicht das Gleiche, also auch nicht gleich sein.

„… das heißt zunächst der Pächter, …

Hier befindet sich die Ernte schon in der Hand der Pächter. Der Pächter war bekanntlich nicht der Landarbeiter oder Bauer, sondern deren Leiter. Also muß die Ernte schon von der Hand des Landarbeiters in die Hand des Pächters gekommen sein. Raub und Diebstahl wollen wir einmal ausschließen, also kann die Ernte nur durch Tausch in die Hand (das Eigentum) des Pächters übergegangen sein.

„… die es produziert haben durch Verausgabung eines jährlichen Betriebskapitals von zwei Milliarden, …“

Wie gesagt, die Ernte haben die Bauern und Landarbeiter hergestellt (produziert) und dafür ihre Arbeitskraft verausgabt. Vielleicht hat der Pächter auch mitgearbeitet, aber er wird niemals die gesamte Ernte allein hergestellt haben. Hier verrät uns Marx, wie die Gesamternte von der produktiven Klasse in die Hand der Pächter kommt: ´durch die Verausgabung des Betriebskapitals von zwei Milliarden´ – also durch Tausch von Ware gegen Geld. 2 Mrd ist wieder eine Zahl ohne Einheit, also bedeutungslos. Wir nehmen wieder an, daß Marx 2 Mrd Livre meint. Hier verwendet er Livre als Mengeneinheit, weil man nur Menge gegen Menge tauschen kann. Der Produktwert der Gesamternte war die zu ihrer Herstellung erforderliche Gesamtarbeitszeit, sagen wir mal 5 Mrd Stunden. Wie schon weiter oben gezeigt, hat der Produktwert einer Geldmenge von 5 Mrd Livre aber kaum 0 Stunden betragen. An dieser Stelle findet also schon der große Betrug statt: die Arbeiter geben die Produkte ihrer Arbeit mit einem Produktwert von ´zig Milliarden Stunden gegen Geld her, was keinen Produktwert hat.

„… entsprechend einem Anlagekapital von zehn Milliarden. …“

wie ein Betriebskapital von 2 Milliarden [was auch immer] einem Anlagekapital von 10 Mrd [was auch immer] entsprechen kann, weiß nur Marx – oder er verwechselt wieder Mengen, Größen und Einheiten.

„… Die landwirtschaftlichen Produkte, Lebensmittel, Rohstoffe etc., die zum Ersatz des Betriebskapitals, …“

Völlig falscher Ansatz. Die landwirtschaftlichen Produkte (Lebensmittel und Rohstoffe) sind nicht zum ´Ersatz des Betriebskapitals´ notwendig, sie werden der produzierenden Klasse weggenommen und sie erhält dafür 2 Mrd Papierzettel.

„… also auch zum Unterhalt aller im Ackerbau direkt tätigen Personen erheischt sind, werden in natura von der Gesamternte weggenommen und zur neuen landwirtschaftlichen Produktion verausgabt. …“

Also 2/5-tel der Gesamternte darf die produzierende Klasse selber konsumieren, um im nächsten Jahr weiter arbeiten zu können.

„… Da, wie gesagt, konstante Preise und einfache Reproduktion auf dem einmal gültigen Maßstab unterstellt sind, ist der Geldwert dieses vorweggenommenen Teils des Bruttoprodukts gleich zwei Milliarden Livres. …“

Wie bereits ausgeführt, der Geldwert ist nicht das Gleiche wie eine Geldmenge, der Warenwert nicht das Gleiche wie der Geldwert.

„Dieser Teil geht also nicht in die allgemeine Zirkulation ein. Denn, wie schon bemerkt, ist die Zirkulation, soweit sie nur innerhalb des Kreises jeder besonderen Klasse, aber nicht zwischen den verschiedenen Klassen stattfindet, vom Tableau ausgeschlossen.“ KM:Anti-Dühring,S.231

Marx verrät uns hier, daß die produzierende Klasse ein Teil der Gesamternte selber konsumieren darf, sagen wir 2/5-tel. Das heißt, 3/5-tel der Gesamternte, also 3 von 5 Eiern, 3 von 5 Schweinen, 3 von 5 Liter Wein, etc. pp. gehen an die schmarotzende Schicht. Die personelle Verteilung der verschiedenen Klassen haben wir uns noch gar nicht angeschaut. Ein jeder weiß aber, daß es mehr Arbeiter als Pächter gibt, mehr Pächter als Herzöge, mehr Herzöge als Fürsten. Diese schmarotzende Schicht, die zahlenmäßig viel kleiner ist als die produzierende Klasse, konsumiert also mehr Eier, Tomaten und Schweinshaxen als die produzierende Klasse! Kein Wunder, daß die Fürsten immer dicker und die Arbeiter immer dünner werden.

„Nach Ersatz des Betriebskapitals aus dem Bruttoprodukt bleibt ein Überschuß von drei Milliarden, wovon zwei in Lebensmitteln, eine in Rohstoffen. …“

Marx geht also davon aus, daß die Pächter die gesamte Ernte für 2 Mrd Livre von den Bauern gekauft haben und ein Teil der Ernte (nämlich 2/5-tel) für genau diese 2 Mrd Livre wieder an die Bauern zurück verkauft haben. D.h. sowohl das Geld als auch 3/5 der Ernte ist in der Hand der Pächter gelandet. Diese 3/5 verlaufen die Pächter an die Schmarotzer und erhalten dafür 3 Mrd Livres.

„… Die von den Pächtern an die Grundeigentümer zu zahlende Rente beträgt aber zwei Drittel hiervon, gleich zwei Milliarden. Warum nur diese zwei Milliarden unter der Rubrik »Nettoprodukt« oder »Reineinkommen« figurieren, wird sich bald zeigen.“ KM:Anti-Dühring,S.231

Ich bin gespannt.

„Außer der landwirtschaftlichen »totalen Reproduktion« zum Wert von fünf Milliarden, wovon drei Milliarden in die allgemeine Zirkulation eingehen, befindet sich aber, vor Beginn der im Tableau dargestellten Bewegung, noch das ganze »pécule« |»Ersparte«| der Nation, zwei Milliarden bares Geld, in den Händen der Pächter. Es verhält sich damit so:
Da der Ausgangspunkt des Tableaus die Gesamternte ist, bildet er zugleich den Schlußpunkt eines ökonomischen Jahrs, z.B. des Jahrs 1758, nach welchem ein neues ökonomisches Jahr beginnt. Während dieses neuen Jahrs 1759 verteilt sich der für die Zirkulation bestimmte Teil des Bruttoprodukts vermittelst einer Anzahl einzelner Zahlungen, Käufe und Verkäufe, unter die zwei andern Klassen. Diese aufeinanderfolgenden, zersplitterten und über ein ganzes Jahr sich erstreckenden Bewegungen werden aber – wie das unter allen Umständen für das Tableau geschehen mußte – in wenige charakteristische, jedesmal ein ganzes Jahr auf einen Schlag einbegreifende Akte zusammengefaßt. …“

Marx meint die oberen 2 Mrd im Tableau. Dieses »Ersparte« der Bauern ist aber jenes Geld, was sie das Jahr zuvor durch den Verkauf ihrer Produkte eingenommen haben.

„… So ist denn auch Ende des Jahrs 1758 der Pächterklasse das Geld wieder zurückgeströmt, das sie für das Jahr 1757 als Rente an die Grundbesitzer gezahlt hatte (wie das geschieht, wird das Tableau selbst zeigen), nämlich die Summe von zwei Milliarden, so daß sie diese 1759 wieder in Zirkulation werfen kann. …“

Das ´Zurückströmen´ erfolgt durch den Verkauf der Produkte an die schmarotzenden Grundbesitzer. D.h. die Pächter mußten den Grundbesitzern 1757 2 Mrd Livre für die Verpachtung deren Grundeigentums geben, damit die Schmarotzer in 1758 wieder Eier, Tomaten und Schweinshaxen von der produzierenden Klasse kaufen können. Mit diesen 2 Mrd Livre haben die Pächter in 1758 dann wieder die gesamte Ernte von der produzierenden Klasse gekauft, für 5 Mrd Livre verkauft und müssen von dem ´Überrschuß´ dann wieder 2 Mrd Livre an die Grundbesitzer bezahlen, damit sich diese im nächsten Jahr wieder mit Schweinshaxen den Bauch vollschlagen kann.

„… Da nun jene Summe, wie Quesnay bemerkt, viel größer ist als in der Wirklichkeit, wo die Zahlungen sich beständig stückweis wiederholen, für die Gesamtzirkulation des Landes (Frankreichs) erheischt ist, so stellen die in der Hand der Pächter befindlichen zwei Milliarden Livres die Gesamtsumme des in der Nation umlaufenden Geldes dar.“ KM:Anti-Dühring,S.232

Da die Dauer eines einzelnen Tauschaktes nur wenige Millisekunden beträgt, ist die Zuordnung des Geldes zur Zirkulations- oder zur Akkumulationssphäre reine Willkür. (siehe konsIkon)

„Die Klasse der Rente einstreichenden Grundeigentümer tritt, wie das zufällig auch noch heutzutag der Fall ist, zunächst in der Rolle von Zahlungsempfängern auf. …“

Die ´armen´ Grundbesitzer sind bloß Zahlungsempfänger. Sie machen den ganzen Tag nichts, als fressen und saufen und bekommen am Ende des Jahres wieder genug Geld (in Form der Pachtrente), um sich auch das nächste Jahr wieder den Bauch vollschlagen zu können. Die produzierende Klasse sollte die Pachtgesetze ändern, damit diese Nichtsnutze auch Mal auf´s Feld kommen, um zu arbeiten.

„… Nach Quesnays Voraussetzung erhalten die eigentlichen Grundeigentümer nur vier Siebentel der Rente von zwei Milliarden, zwei Siebentel gehen an die Regierung und ein Siebentel an die Zehntenempfänger. Zu Quesnays Zeit war die Kirche die größte Grundeigentümerin Frankreichs und empfing zudem den Zehnten von allem andern Grundeigentum.“ KM:Anti-Dühring,S.232

Die ´armen´ Grundbesitzer, sie müssen die 3/5 der Ernte auch noch mit Regierungsbeamten und Kirchenbaronen teilen. Wahnsinn, wenn die produzierende Klasse alles durchfüttern muß. Oder anders ausgedrückt: Wie kurz könnte ein Arbeitstag sein, wenn die schmarotzende Schicht endlich auch einmal Arbeiten gehen müßte?

„Das von der »sterilen« Klasse während eines ganzen Jahrs verausgabte Betriebskapital (avances annuelles |jährlichen Vorschüsse|) besteht in Rohmaterial zum Wert von einer Milliarde – nur Rohmaterial, weil Werkzeuge, Maschinen etc. zu den Erzeugnissen dieser Klasse selbst zählen. …“

Marx geht also davon aus, daß die Handwerker die Rohmaterialien von der produzierenden Klasse kauft. Eine Geldmenge (2 Mrd Livres) ist aber etwas anderes als der Geldwert und der Geldwert ist etwas anderes als der Wert des Rohmaterials. Der Wert des Rohmaterials ist die zu ihrer Herstellung erforderliche Arbeitszeit und diese wird in Stunden angegeben!

„… Die mannigfachen Rollen aber, welche solche Erzeugnisse im Betrieb der Industrien dieser Klasse selbst spielen, gehen das Tableau ebenso wenig an, …“

Die Werkzeuge und Maschinen müssen genauso in eine gesamtgesellschaftliche Wirtschaftsbetrachtung eingehen, wie die Ernte der Bauern und Landarbeiter.

„… wie die ausschließlich innerhalb ihres Kreises vorgehende Waren- und Geldzirkulation. …“

Die innerhalb der produzierenden Klasse ausgetauschten Waren gehören ebenfalls in eine gesamtwirtschaftliche Betrachtung.

„… Der Lohn für die Arbeit, wodurch die sterile Klasse das Rohmaterial in Manufakturwaren verwandelt, ist gleich dem Wert der Lebensmittel, die sie teils direkt von der produktiven Klasse, teils indirekt durch die Grundeigentümer erhält. …“

So ein Schwachsinn. Die Handwerker verwandeln die Rohmaterialien durch ihre Arbeit im Manufakturwaren. Der Produktwert der Manufakturwaren ist dann die Summe aus der Arbeitszeit zur Herstellung der Rohmaterialien plus der Arbeitszeit, die zur Herstellung der Manufakturwaren notwendig ist. Zur Herstellung der Lebensmittel war ebenfalls menschliche Arbeitszeit erforderlich, diese wird der Produkt´Wert der Lebensmittel´ sein. Die Summe der Arbeitszeiten für Werkzeuge und Maschinen kann aber eine andere sein, als die Summe der Arbeitszeiten für Lebensmittel, d.h. pManufakturwaren ungleich pLebensmittel. Der Lohn ist eine Geldmenge, gegen die der Arbeiter seine Produkte verkauft. Eine Geldmenge ist aber etwas anderes als der Wert von Lebensmitteln. Außerdem stellt die Schicht der schmarotzenden Grundeigentümer keine Lebensmittel her!

„… Obgleich sie selbst in Kapitalisten und Lohnarbeiter zerfällt, steht sie nach Quesnays Grundanschauung, als Gesamtklasse, im Sold der produktiven Klasse und der Grundeigentümer. …“

Die Einteilung von Quesnay ist mehr als fraglich. Aus Sicht der Arbeiter gehören die Kapitalisten mit zur überwiegend konsumierenden, d.h. zur schmarotzenden Schicht, weil sie mehr Produktwerte konsumieren als sie selbst herstellen. Die Lohnarbeiter gehören genau wie Bauer und Landarbeiter wiederum zur produktive Klasse, eben weil sie etwas produzieren. Bauern, Land- und Lohnarbeiter produzieren etwas und tauschen anschließend ihre Produkte untereinander, um ihre vielfältigen Bedürfnisse befriedigen zu können. Die konsumierende Schicht eignet sich einen Teil der durch die produzierende Klasse hergestellten Produkte mit Hilfe produktwertlosen Geldes an, um diese in der eigenen Konsumtion zu verbrauchen.

„… Die industrielle Gesamtproduktion und daher auch ihre Gesamtzirkulation, die sich über das der Ernte folgende Jahr verteilt, ist ebenfalls in ein einziges Ganzes zusammengefaßt. Es ist daher vorausgesetzt, daß bei Beginn der im Tableau dargestellten Bewegung die jährliche Warenproduktion der sterilen Klasse sich ganz in ihrer Hand befindet, daß also ihr ganzes Betriebskapital, resp. Rohmaterial zum Wert von einer Milliarde, in Waren verwandelt worden ist zum Wert von zwei Milliarden, …“

´Gesamtzirkulation´: Marx geht also schon einmal davon aus, daß sämtliche Produkte der Lohnarbeiter untereinander getauscht werden. Der Werkzeugmacher behält seinen Hammer also nicht für sich, sondern tauscht ihn z.B. gegen die Schuh eines Schuhmachers. Dann verwechselt er wieder Warenwert und Geldmenge. Der Wert der ´industriellen Gesamtproduktion´ ist die Summe der zu ihrer Herstellung erforderlichen Arbeitszeit, z.B. 1 Mrd Stunden für das Rohmaterial und noch 1 Mrd Stunden zur Verwandlung des Rohmaterials in Manufakturwaren, ergibt suma sumarum gleich 2 Mrd Stunden Arbeitszeit.

„… wovon die Hälfte den Preis der während dieser Umwandlung verzehrten Lebensmittel darstellt. …“

Hier verwechselt Marx wieder Preis (gleich Geldmenge) mit Warenwert.

„… Man könnte hier einwerfen: aber die sterile Klasse verbraucht doch auch Industrieprodukte zu ihrem eignen Hausbedarf; wo figurieren denn diese, wenn ihr eignes Gesamtprodukt durch die Zirkulation zu den andern Klassen übergeht? …“

Zwei Absätze weiter oben, hat Marx unterstellt, daß das ´industrielle Gesamtprodukt´ in seiner Gesamtzirkulation zusammengefaßt wurde. Wieso geht es jetzt auf einmal zu den anderen Klassen über?

„… Hierauf erhalten wir die Antwort: Die sterile Klasse verzehrt nicht nur selbst einen Teil ihrer eignen Waren, sondern sie sucht auch noch außerdem soviel davon zurückzubehalten als möglich. Sie verkauft also ihre in die Zirkulation geworfenen Waren über dem wirklichen Wert und muß dies tun, da wir diese Waren zum Totalwert ihrer Produktion ansetzen. Dies ändert jedoch nichts an den Festsetzungen des Tableaus, denn die beiden andern Klassen erhalten nun einmal die Manufakturwaren nur zum Wert ihrer Totalproduktion.“ KM:Anti-Dühring,S.233

Nun gut, auch die Arbeiter konsumieren einen Teil der selbst hergestellten Waren selber, d.h. der Werkzeugmacher behält einen seiner tausend Hämmer für den Eigengebrauch, genauso wie der Schuster ein paar Schuh der hundert hergestellten für sich behält. So weit, so gut. Aber dann, was für ein Widerspruch. Schmied und Schuster versuchen so viele Hämmer und Schuhe ´zurückzubehalten´ wie möglich und verkaufen sie dann über ihren wirklichen Wert. Was denn nun? Zurückbehalten oder verkaufen? Dann liefert Marx eine Begründung die er wahrscheinlich selber nicht versteht. Wieder verwechselt er Menge und Größe: Totalproduktion und Totalwert – seine Konfusion (und die seiner Anhänger) scheint sich ins Totale zu steigern.

„Die produktive Klasse, nach Naturalersatz ihres Betriebskapitals, verfügt noch über drei Milliarden vom landwirtschaftlichen Bruttoprodukt und über zwei Milliarden Geld. Die Klasse der Grundeigentümer figuriert nur erst mit ihrem Rentenanspruch von zwei Milliarden an die produktive Klasse. Die sterile Klasse verfügt über zwei Milliarden Manufakturwaren. Eine zwischen nur zwei dieser drei Klassen verlaufende Zirkulation heißt bei den Physiokraten eine unvollkommne, eine durch alle drei Klassen verlaufende heißt eine vollkommne Zirkulation.“ KM:Anti-Dühring,S.233

Zirkulation heißt Kreisprozeß. Ein Kreisprozeß ist z.B. das Drehen eines Karussells auf dem Rummelplatz, wo die Gondel immer wieder an ihren Ausgangsort zurückkehrt. Da auch der Wagen einer Achterbahn an den Ausgangsort zurückkehrt, können wir auch dieses Zurückkehren als Zirkulation bezeichnen, obwohl eine Achterbahnfahrt nichts mit einer Kreisbewegung zu tun hat. Allgemein gesprochen ist eine Zirkulation die Rückkehr einer Menge an ihren Ausgangsort (im ökonomischen Sinne die Rückkehr des Geldes an einen Ausgangspunkt) oder die Rückkehr einer Größe an ihren Ausgangswert (z.B. der Mittelpunktslage eines Uhrenpendels oder der Spannung eines Wechselstromgenerators). Da die Roulade im Bauch des Grundeigentümers endet, können wir bei den Lebensmittel im Allgemeinen nicht von Zirkulation sprechen, sondern eher von einem Strom. Die Produktion der Ernte durch die produzierende Klasse und deren Verbrauch durch die schmarotzende Schicht bezeichnen wir deshalb als Warenstrom, weil die gefressenen Tomaten und Schweinshaxen nicht wieder zu ihrem Ausgangsort zurückkehren. Das Geld, mit dem die schmarotzende Schicht die Waren kauft und sich dann per Pachtrente wieder zurückholt, zirkuliert in der Tat. Nur das dem Rückstrom des Geldes zur schmarotzenden Schicht keine Strom in die andere Richtung fließt, wie es bei einem normalen Tausch die Regel ist. Die schmarotzende Schicht holt sich das Geld also leistungslos wieder zurück.

„Also nun zum ökonomischen Tableau selbst.
Erste (unvollkommene) Zirkulation: Die Pächter zahlen den Grundeigentümern, ohne Gegenleistung, die diesen zukommende Rente mit zwei Milliarden Geld. …“

Endlich merkt es auch Marx, die Pacht fließt ohne Gegenleistung an die Schmarotzer. Wieso stehen den Schmarotzern 2 Mrd Geld zu? Interessanterweise spricht Marx hier von Geld und nicht von Livres.

„… Mit einer dieser Milliarde kaufen die Grundeigentümer Lebensmittel von den Pächtern, …“

Mit 1 Mrd Geld, welche die Schmarotzern vorher ohne jegliche Gegenleistung erhalten haben, kaufen sie später Lebensmittel von der produzierenden Klasse, die dafür gearbeitet hat, also Leistung erbracht hat. Das nenne ich die pure Ausbeutung.

„… denen so eine Hälfte des von ihnen zur Zahlung der Rente ausgegebenen Geldes zurückfließt. …“ KM:Anti-Dühring,S.233+234

Diese 1 Mrd ´fließt´ der produktiven Klasse nicht zu, sondern sie hat es durch den Verkauf ihrer Produkte erworben.

„In seiner »Analyse du tableau économique« spricht Quesnay nicht weiter vom Staat, der zwei Siebentel, und von der Kirche, die ein Siebentel der Grundrente erhält, da deren gesellschaftliche Rollen allgemein bekannt sind. Mit Bezug auf die eigentlichen Grundeigentümer sagt er aber, daß ihre Ausgaben, worin auch die aller ihrer Dienstleute figurieren, mindestens zum allergrößten Teil unfruchtbare Ausgaben sind, mit Ausnahme jenes geringen Teils, der angewendet wird »zur Erhaltung und Verbesserung ihrer Güter und zur Hebung ihrer Kultur«. …“

Wer ist der Staat? Wer ist die Kirche? Alles Personen, welche die Produkte der produzierenden Klasse verzehren, ohne selber etwas herzustellen, also Schmarotzer und Parasiten.

„… Aber nach dem »natürlichen Recht« bestehe ihre eigentliche Funktion grade in »der Sorge für die gute Verwaltung und für die Ausgaben zur Erhaltung ihres Erbteils«, …“

Ich will nicht leugnen, daß Arbeitsorganisation und Leitung auch Tätigkeiten im Sinne von Arbeit sind. Aber dafür sind bei weitem nicht 3/5 der Gesamtarbeitszeit eines Volkes notwendig. Was geht die produktive Klasse die Erhaltung des Erbes der schmarotzenden Schicht an?

„… oder wie das später entwickelt, in den avances foncières, das heißt in Ausgaben, um den Boden vorzubereiten und die Pachtungen mit allem Zubehör zu versehen, die dem Pächter erlauben, sein ganzes Kapital ausschließlich dem Geschäft der wirklichen Kultur zu widmen.“ KM:Anti-Dühring,S.233+234

Die herrschende Schicht schöpft wertloses Geld und bezahlt damit jene Arbeiter, die den Boden vorbereiten und bestellen. Man muß den Produktwert des Geldes und die Arbeitszeit zur Vorbereitung des Bodens untersuchen – und wird wieder feststellen, daß sich die schmarotzende Schicht Leistungen ohne Gegenleistungen angeeignet. Ob der Pächter (als Vertreter der schmarotzenden Schicht) von dem wertlosen Geld nun Bodenbearbeiter oder Zubehör bezahlt ist egal.

„Zweite (vollkommene) Zirkulation. Mit der zweiten, noch in ihrer Hand befindlichen Milliarde Geld kaufen die Grundeigentümer Manufakturwaren von der sterilen Klasse, diese aber mit dem so eingenommenen Geld Lebensmittel von den Pächtern zum selben Betrag.“ KM:Anti-Dühring,S.234

Man erinnere sich: die Schmarotzer haben die 2 Mrd Geld völlig leistungslos erhalten und kaufen jetzt schon wieder Manufakturwaren, zu deren Herstellung menschliche Arbeitszeit notwendig war. Die Handwerker erwerben mit dem Geld wiederum Lebensmittel von den Bauern, welche dieses dann wieder am Jahresende als Pacht an die Schmarotzer abführen müssen. D.h. die Bauern bekommen nicht mal von den Handwerkern etwas.

„Dritte (unvollkommene) Zirkulation. Die Pächter kaufen von der sterilen Klasse, mit einer Milliarde Geld, Manufakturwaren zum selben Betrag; ein großer Teil dieser Waren besteht aus Ackerbauwerkzeugen und andern für den Landbau nötigen Produktionsmitteln. …“

Hier schließt sich ein vollständiger Warentausch zwischen zwei produzierenden Personen (Klassen):

1. Vorgang (siehe Absatz ´Zweite vollkommene Zirkulation´): Die Handwerker (Person B) kaufen mit der 1 Mrd Geld (Produkt- oder Geldmenge P), die sie zuvor von den Schmarotzern für den Verkauf ihrer Produkte bekommen haben, nunmehr Lebensmittel (Warenmenge W1) von den Pächtern (Person A)
2. Vorgang (siehe Absatz ´Dritte unvollkommene Zirkulation): Nun kaufen die Pächter mit der 1 Mrd Geld die Waren der Handwerker (Warenmenge W2). Fast man Vorgang 1 und 2 zusammen, dann hat nur an dieser Stelle ein beidseitiger Austausch von Produktwerten stattgefunden. Beim zuvor stattgefunden Austausch ´Geld gegen Manufakturwaren´ hat kein beidseitiger Austausch von Produktwerten stattgefunden, da die Geldmenge G in Form von 1 Mrd Papierlivre keinen Produktwert hat. Die Geldmenge ist nach einem vollständigen Warentausch an ihren Ausgangsort (den Handwerkern) zurück´gekehrt´.

„… Die sterile Klasse schickt den Pächtern dasselbe Geld zurück, indem sie damit für eine Milliarde Rohstoff, zum Ersatz ihres eignen Betriebskapitals, kauft. …“

Die Handwerker schicken das Geld nicht zurück, sondern sie kaufen ihrerseits wieder Rohstoffe. Kaufen ist ein klassischer Tausch ´G gegen Ware´ oder G ⇔ W.
Achtung: bei diesem einfachen Vorgang findet kein beidseitiger Austausch von Produktwerten statt, weil die 1 Mrd Livre keinen Produktwert haben.

„… Damit sind den Pächtern die von ihnen in Zahlung der Rente ausgegebenen zwei Milliarden Geld zurückgeflossen und die Bewegung ist fertig. …“

Den Bauern ist das Geld nicht so zugeflossen wie den Schmarotzern die Pacht, sondern sie haben dafür ihre Produkte im Tausch hergeben müssen. Das ist ein bedeutender Unterschied.

„… Und damit ist auch das große Rätsel gelöst, »was denn aus dem als Rente angeeigneten Nettoprodukt im wirtschaftlichen Kreislauf wird«.“ KM:Anti-Dühring,S.234

Auch das hat sich die schmarotzende Schicht ohne jegliche Gegenleistung angeeignet und zum Teil konsumiert und zum anderen Teil akkumuliert.

„Wir hatten oben in den Händen der produktiven Klasse, am Anfangspunkt des Prozesses, einen Überschuß von drei Milliarden. Davon wurden nur zwei als Nettoprodukt in der Gestalt von Rente an die Grundeigentümer gezahlt. Die dritte Milliarde des Überschusses bildet den Zins für das Gesamtanlagekapital der Pächter, also für zehn Milliarden zehn Prozent. Diesen Zins erhalten sie – wohlzumerken – nicht aus der Zirkulation; er befindet sich in natura in ihrer Hand, und sie realisieren ihn nur durch die Zirkulation, indem sie ihn vermittelst derselben in Manufakturwaren von gleichem Wert umsetzen.“ KM:Anti-Dühring,S.234+235

Ganz nebulös. Wer erhält den Zins wirklich. Der Pächter oder der Landarbeiter? Einmal erhalten die Pächter den Zins nicht durch die Zirkulation, im übernächsten Teisatz realisieren sie ihn aber nur durch die Zirkulation. Ja was denn nun?

„Ohne diesen Zins würde der Pächter, der Hauptagent der Agrikultur, ihr das Anlagekapital nicht vorschießen. …“

Wer ist ´ihr´? Schießt sich die produzierende Klasse das Anlagekapital selbst vor? Ja, nur die produzierende Klasse stellt etwas her, auch die landwirtschaftlichen Anlagen.

„… Bereits von diesem Standpunkt aus ist nach den Physiokraten die Aneignung des den Zins repräsentierenden Teils des landwirtschaftlichen Mehrertrags seitens des Pächters eine ebenso notwendige Bedingung der Reproduktion wie die Pächterklasse selbst, und kann dies Element daher nicht zur Kategorie des nationalen »Nettoprodukts« oder »Reineinkommens« zählen; denn letzteres ist eben dadurch charakterisiert, daß es verzehrbar ist ohne jede Rücksicht auf die unmittelbaren Bedürfnisse der rationalen Reproduktion. …“

Das ist die Perspektive der überwiegend konsumierenden Schicht, die keine Rücksicht auf die produzierende Klasse nimmt. Wie sieht die Aneignung des Zinses aber aus der Perspektive der produzierenden Klasse aus?

„… Dieser Fonds von einer Milliarde aber dient nach Quesnay größtenteils für die während des Jahres nötig werdenden Reparaturen und teilweisen Erneuerungen des Anlagekapitals, ferner als Reservefonds gegen Unfälle, endlich wo möglich zur Bereicherung des Anlage- und Betriebskapitals wie zur Verbesserung des Bodens und Ausdehnung der Kultur.“ KM:Anti-Dühring,S.235

Sie darf wieder arbeiten (z.B. die landwirtschaftlichen Anlagen der Pächter reparieren, neue Arbeitsmittel herstellen, den Boden verbessern und weitere Felder anlegen)

„Der ganze Hergang ist allerdings »ziemlich einfach«. Es wurden in die Zirkulation geworfen: von den Pächtern zwei Milliarden Geld, zur Zahlung der Rente, und für drei Milliarden Produkte, wovon zwei Drittel Lebensmittel und ein Drittel Rohstoffe; von der sterilen Klasse für zwei Milliarden Manufakturwaren. Von den Lebensmitteln im Betrag von zwei Milliarden wird die eine Hälfte von den Grundeigentümern nebst Anhang verzehrt, die andre von der sterilen Klasse in Zahlung ihrer Arbeit. Die Rohstoffe für eine Milliarde ersetzen das Betriebskapital derselben Klasse. Von den zirkulierenden Manufakturwaren im Betrag von zwei Milliarden fällt die eine Hälfte den Grundeigentümern zu, die andre den Pächtern, für welche sie nur eine verwandelte Form des erster Hand aus der landwirtschaftlichen Reproduktion gewonnenen Zinses für ihr Anlagekapital ist. Das Geld aber, das der Pächter mit Zahlung der Rente in die Zirkulation geworfen, strömt ihm durch den Verkauf seiner Produkte zurück, und so kann derselbe Kreislauf im nächsten ökonomischen Jahr von neuem durchlaufen werden.“ KM:Anti-Dühring,S.235

Abgesehen davon, daß Warenströme etwas anderes sind als ´die Zirkulation´, hat die produzierende Klasse die Gesamternte in den gesellschaftlichen Kreislauf eingebracht, wovon sie selber 2/5 konsumieren durfte und 3/5 an die Schmarotzer abgeben mußte. Alle anderen Rechnungen sind Beschreibungen eines chinesischen Hütchenspiels auf den Jahrmärkten, wo Keiner kann nachvollziehen, unter welchem Hütchen sich das Geldstück versteckt – außer der Croupier.